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korea fest 02s 120

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2009

 

Pansori

korea fest 02s 120

 

Pansori in Deutschland

Termine:

Karlsruhe, Hochschule für Musik: im Rahmen eines Projekts über die Geschichte und Kunst des Pansori:
13.6.09, 17.00 Uhr
, Schloß Gottesaue, Marstall im IMT,
 Tel. 0721/6629-253 (Workshop am 12.6. um 16 Uhr im Velte Saal/Schloß Gottesaue)
Eintritt 5,- (erm. 2,50)

Hamburg, Museum für Völkerkunde:
17.6.09, 19.00 Uhr.
Info: Ok-Hoa Meyer von der Twer: 0173-2028 774
(Workshop in der Hochschule für Musik und Theater, 16.6., 10 Uhr, Orgelstudio)
Karten: 19,- € / erm. 15,- €,

München, Stadtmuseum:
19.6.09, 19.30 Uhr.. Info: Hye-soon Um-Schoof, 089-1473 9665
(Wang und Lee treten zusätzlich am
20.6.09  17.30 beim Tollwood Festival im „Garten des friedvollen Drachens“ mit Gesängen und Flötenmusik auf)
Eintritt 7,50 EUR

 

Korea in Deutschland
Ausdrucksmächtige Gesangsakrobatik:
Pansori „Sugungga – Das Lied vom Unterwasserpalast“ auf Deutschland-Tournee mit Wang Kiseok und Lee Wonwang

„Im Sommer des Jahres Kapsa errichtet der Drachenkönig des Südmeeres seinen neuen Palast und gibt aus diesem Anlaß ein riesiges Fest. Er lädt all die Drachenkönige der anderen Meere ein. Zehntausend bedeutende Gäste vergnügen sich im Palast. Vielleicht hat der Drachenkönig zuviel gegessen, denn ausgerechnet jetzt wird er furchtbar krank. Kein Heilmittel will helfen. Er seufzt schwer.“

Mit diesem gemächlichen Auftakt beginnt das lustigste der fünf heute noch gesungenen Pansoris, „Sugungga – Das Lied vom Unterwasserpalast“. Pansori ist der epische Gesang der koreanischen Volkstradition. Tatsächlich ist es eine hochentwickelte mündliche Romanliteratur, die untrennbar mit einer mitreißenden musikalischen Vortragskunst verknüpft ist. Manche haben Pansori in Ermangelung eines Pendants in der deutschen Musikkultur „Ein-Mann-Oper“ genannt, aber dieser Begriff leitet in die Irre. Der Solo-Sänger, der nur von einem aufmerksamen Trommler begleitet wird, stellt die Figuren der Handlung nicht wie ein Schauspieler dar – sondern er erzählt die Handlung, abwechseln singend und deklamierend in einer Weise, die sie dem Publikum vollkommen gegenwärtig erscheinen läßt. Nicht in seiner Schauspielkunst, sondern in der direkten Ansprache an sein Publikum besteht die Meisterschaft eines Pansori-Sängers, wobei seine Mittel nicht bei der spektakulären Gesangstechnik enden, sondern die ganze Person erfassen.

In diesem Juni gibt es an drei Tagen, in Karlsruhe (13.), in Hamburg (17.) und in München (19.) die seltene Chance, eine komplette Pansori-Aufführung zu erleben, ungekürzt und mit simultaner deutscher Textprojektion.

Mit dieser Methode hat Matthias Entreß, der die Tournee künstlerisch betreut und mit lokalen Partnern organisiert, bereits 2004 beim Berliner Festival „Alte und neue Musik aus Korea“ bewiesen, daß Pansori für ein deutsches Publikum nicht nur musikalisch mitreißend, sondern auch inhaltlich leicht verständlich ist – leichter sogar als für Koreaner im Heimatland, denn in den Texten treffen im Original altertümliche Ausdrucksweise, vulgärer Jargon, chinesische Schriftsprache und südlicher Dialekt in einer Weise aufeinander, die die besten Philologen jahrelang beschäftigt hat.

„Mit der simultanen Projektion des gesamten Textes in deutsch“, erzählt Matthias Entreß, „ist Pansori in Deutschland ‚barrierefrei’. Text und Sänger hat man gleichzeitig im Blick, sodaß man in jedem Moment sowohl die Handlung als auch die sängerische Aktion nachvollziehen kann. Selbst Koreaner haben damals, 2004 in Berlin, nach der Aufführung von Simcheongga, einem anderen berühmten Pansori, gesagt, jetzt hätten sie erst richtig verstanden, was da eigentlich passiert. Und deutsche Zuhörer sind gekommen und meinten, naja, sie wollten mal sehen, was Pansori eigentlich ist, hätten sich aber nicht vorstellen können, die ganze lange Aufführung (Simcheongga ist mit vier Stunden Aufführungsdauer gut doppelt so lang wie Sugungga) durchstehen zu können, aber mit Tränen in den Augen sagten sie, ‚Sehen Sie, wir sind geblieben, und es war keine Minute langweilig!’. Das war wirklich ermutigend.“

Herr Entreß war auch der Initiator und Mitarbeiter an der ersten deutschen Übersetzung von Pansoris („Pansori – die gesungenen Romane Koreas“, 2005, edition Peperkorn).

Wang Kiseok, der Sänger und sein Trommelbegleiter Lee Wonwang sind beide Mitglieder des Nationaltheaters Seoul. Mit Herrn Wang hatte Herr Entreß bereits 2004 zusammengearbeitet. „Es gibt verschiedene Darstellungsstile im Pansori, und Wang Kiseok hat nicht nur eine schöne, kräftige und unglaublich wandelbare Stimme, sondern er hat auch diese bombastische Bühnenpräsenz, mit der er ein ausländisches Publikum ganz unmittelbar fesseln kann. Ideal für die erste Begegnung mit Pansori!“

Wann Pansori ursprünglich entstand, kann kein Wissenschaftler mit Sicherheit sagen, denn als es 1754 erstmals schriftlich erwähnt wurde, war es bereits eine vollausgebildete, bis dahin aber von der Gelehrtenschaft vollständig ignorierte Volkskunst. Man vermutet die Anfänge als Marktplatz-Unterhaltung im 10.Jahrhundert. Durch das Interesse der Aristokratie im 19. Jahrhundert wurden die Texte länger und im Auftrag der reichen Herren wurde chinesische Lyrik eingefügt – und rein mündlich weiter überliefert. So kam es, daß von ursprünglich 12 Pansoris heute nur die fünf beliebtesten erhalten sind, denn wo es keine Noten und verbindlichen Textbücher gibt, sterben die Kunst und das Werk, wenn sie nicht praktiziert werden. Auch aus diesem Grund wurde Pansori 2003 von der UNESCO zum Weltkulturerbe der Menschheit erklärt.

Musikalisch von Europa aus betrachtet zwar verwandt, ist jedes der fünf Pansoris inhaltlich mit keinem der anderen vergleichbar. „Sugungga“, das in einer etwa zweistündigen Aufführung von Wang Kiseok gesungen wird, ist eine Fabel, in der menschliche Schwächen und Schrullen auf eine Handlung unter Tieren übertragen werden:

Nur eine Hasenleber, so die Diagnose eines himmlischen Arztes, könne die Krankheit des Drachenkönigs heilen – aber in der Unterwasserwelt gibt es keinen Hasen. Nur der Sumpfschildkröte traut man zu, einen an Land zu fangen – aber das Exemplar, dem er begegnet, ist nicht so dumm, wie es anfangs scheint. Durchzogen von Rückblicken in die chinesische Mythologie und herrlichsten Landschaftsbeschreibungen entspinnt sich eine turbulente und farbenprächtige Handlung, wie sie keine Bühne und kaum ein Film wiedergeben könnten.

 

zitiert aus dem Newsletter “Ullim” Juni 2009 der Botschaft von Korea in Berlin.

 

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