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Festival Neue Musik
XVII. RANDSPIELE ZEPERNICK
10. Juli bis 12. Juli 2009
Sankt-Annen-Kirche
Genesis
Ursprung, Herkunft, Entstehung, Werden, Schaffen….
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Freitag - Samstag - Sonntag - alle Tage Soundtour
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Komponisten
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Interpreten
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Presse-Echo
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Grußwort
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Flucht -Gefahr-Stillstand-Aufbruch – 20 Jahre nach dem Mauerfall sind es die Jahre vor und nach der Wende, die während der diesjährigen „Zepernicker Randspiele“ mit besonderen musikalischen Mittel in Szene gesetzt werden.
Ich bin sehr gespannt, ob und wie es gelingen wird, diese Zeit, die jeder von uns in besonderer Weise tief greifend emotional erlebt hat, in Töne zu fassen und dadurch zum „Nachklang“ zu bringen.
In diesem Sinne wünsche ich uns allen ein interessantes Konzerterlebnis.
Ihre
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Britta Stark (Zepernicker Ortsvorsteherin)
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GRUSSWORT ZU DEN 17. ZEPERNICKER RANDSPIELEN
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Liebe Musikneugierige,
auch im Jahre 2009 schaffen es die Zepernicker Randspiele unter der bewährten Leitung der Kantorin Karin Zapf und der künstlerischen Beratung von Helmut Zapf wieder, die Musikfreunde aus nah und fern, neugierig, begierig , ja geradezu süchtig werden zu lassen nach neuen, unerwarteten musikalischen Hörerlebnissen und überraschenden Ereignissen.
Diesmal steht das innovative Festival unter dem Motto „Genesis“ - die Schöpfungsgeschichte. Und welches Motto könnte den Schöpfern der Musik , den Komponisten eigentlich näher stehen, als die Ergründung des Schöpfungsaktes in einem individuellen, wie auch kollektiv empfundenen Zeitzusammenhang ?
Der diesjährig gewählte Zeitschnittpunkt ist der Bezug zum Jahre 1989.
Wir können gespannt sein mit welchen ästhetischen Mitteln die Zeitreisen um diesen Fokus herum illustriert und musikalisch manifestiert werden und welche verschiedenen kompositorischen Zukunftsansätze dabei künstlerisch mit anderen Ausdrucksformen und Environments verschmelzen und miteinander auf unerwartete Weise reagieren.
Im Namen des Deutschen Komponistenverbandes wünsche ich allen Zuhörern, Mitwirkenden, Organisatoren und Unterstützern dieses einmaligen Festivals viel Erfolg und eine inspirierende, faszinierende Musik-Erlebnisreise. Ich bin sicher, dass die Randspiele so viel Zentripetalkraft weiterhin entwickeln, dass die Wirkkraft der Musik, wenn auch nur für ein paar unvergessliche Momente, uns hilft, zum Zentrum unsres individuellen Empfindens erweiternd, erhellend und fokussierend vorzudringen.
Mit besten musikalischen Wünschen
Ihr
Jörg Evers Präsident Deutscher Komponistenverband e.V.
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Freitag, 10. Juli
18 Uhr davor… Kirche
Lothar Voigtländer »Maikäfer flieg« (radiophone Komposition – 1985)
Die Komposition entstand 1985 im Studio des Komponisten in Berlin.
Das Kinderlied „Maikäfer flieg, Vater ist im Krieg, Mutter ist in Pommerland, Pommerland ist abgebrannt“ ist eine der in vielen Variationen existierenden Textvarianten, die nach dem 1. und nach dem 2. Weltkrieg die entsprechende politische Situation widerspiegelten. Gegen Ende der Komposition erklingt das Lied dann mit dem Text: “Schlaf, Kindchen, schlaf, da draußen ist ein Schaf, ein schwarzes und ein weißes, und wenn du nicht schläfst, dann beißt es ..." Die Person der Interpretin hat auch gewechselt: Von der jungen Frau des Anfangs zur gebrochenen Alten nach dem Krieg – und so ziehen sich mehrere gleichzeitig verlaufende dramaturgische Fäden, sich überkreuzend , sich ver-knüpfend durch das Stück - alles mit relativ wenig Mitteln streng eingehalten (siehe auch Zitat Lale Anderson: “Lili Marleen“ oder: „Auf, Burschen heraus ....sei es .. zum letzten Kampf“) - bissige Ironie bis zur Schlusstrauer: „...ein Wind kommt auf, - versuchen wir zu leben"). 1. Preis Bourges 1985, Goldene CD, beste Kompositionen der letzten 20 Jahre: Frankreich 1992
Die technischen Mittel entsprechen einem Privat-Studio in der DDR 1985: 8-Spur Fostex; einfachste Hall und Effektgeräte;1 Synthesizer, Schallplattenspieler; Revox-Master-Band- maschine. Analoge Bandbearbeitung .
Ausführende André Bartetzki - Elektronik
Lothar Voigtländer »structum III« für Orgel solo (1983 )
Alle Kompositionen, die ich mit dem Titel „Structum„ versehen habe, verfolgen den Gedanken sich auf einen Parameter zu konzentrieren, auf eine Keimzelle, aus der sich das ganze Werk in vielerlei Metamorphosen herauskristallisiert. In Structum III ist es das 4-tönige Kopfmotiv, welches die Komposition im fortissimo eröffnet und in dreistimmiger kanonischer Führung ein- drücklich repitiert. Dieser emphatische Auftakt fällt recht bald in sich zusammen - ein „ von fern schwebender Choral“ stagniert das Geschehen zusätzlich. Schattenhafte und zerrissene Figurationen bestimmen den Fortgang. Sie verdichten sich allerdings zunehmend. Der bespielte Tonraum wird umfangreicher, die Bewegung und Dynamik werden heftiger: Eine „variatio augens" – ein ständig sich vergrößernder ambitus treibt das Geschehen voran. Repetitive Steigerungerungen führen zur Kulmination und schlußendlich fordert ein hoch- virtuoser Duktus das Instrument bis an die Grenze seiner Leistungsfähigkeit. Das Plenum, das volle Werk ist gefordert. Abrupt wird der erreichte Höhepunkt mit einem jähen Schlag, einem Cluster über die Manuale abgebrochen. Das 4-tönige Kopfmotiv des Anfangs schließt das Werk im piano, verhalten und ohne Ergebnis, eigentlich mit einem Fragezeichen. Die UA erfolgte anlässlich der Musik-Biennale 1984 im Konzerthaus Berlin.
Ausführende Josefine Horn - Orgel
Helmut Zapf »epilog« für Kontrabass und Zuspiel (1990)
Ich schrieb das Stück für den Jazzer Christoph Winckel (Berlin), der Titel war ursprünglich "C&C- Epilog": Die beiden C stehen für Computer und Contrabass, es war mein erstes Stück, welches ich nur mit einem Computer generierte bzw. modulierte. Das zweite Wort und der heutige Titel "Epilog" steht für einen Nachgesang (Abgesang): das Stück entstand noch unter den Eindrücken der sogenannten „Wende“ von 1989/90 - nach dem im ersten Teil des Stückes, dessen Aufbegehren und energiegeladener Charakter alles zu einem Höhepunkt und plötzlichen Zusammenbruch treibt, bildet sich der Epilog mit einem düsteren und elegischen Charakter, manchmal scheinen noch marschartige Fetzen durch, eher etwas ratlos und fragend …
Ausführende Matthias Bauer - Kontrabass, André Bartetzki - Elektronik
Karl-Heinz Wahren »Cluster - Spiele« für Orgel solo (1986)
Der Titel ist wörtlich zu nehmen, denn die Cluster werden hier umspielt, aufgelöst, wieder neu zusammengesetzt. Die Form dieser Komposition ist rhapsodisch, es treten immer wieder neue Klangelemente auf, im Gegensatz zu der von Wiederholungen geprägten "Toccata appassionata”.
Ausführende Josefine Horn - Orgel
Georg Katzer »mein 1989« Radiokomposition (Tonband)
Das Hörstück “Mein 1989” entstand als Reaktion auf die politische Wende in Ostdeutschland und 10 Jahre nach der radiophonen Komposition "Mon 1789" zum Thema Große Französi- sche Revolution. Der rund 200jährige Abstand des epochemachenden Ereignisses zur ost- deutschen Wende war mir Anlaß, beide Daten in Beziehung zu setzen, eine Beziehung, die einem Vergleich allerdings nicht standhält. Daher ist das Stück zum Mauerfall auch eher eine Farce.
Ausführende André Bartetzki - Elektronik
Lutz Glandien »Es lebe« für Tuba und Tonband (1989)
Es lebe basiert auf einem Dialog-Prinzip zwischen live gespieltem Instrument und Tonband- part, der wiederum ausschließlich auf elektroakustisch bearbeiteten lnstrumentalklängen beruht. Beide "Stimmen" sind ausnotiert bzw. eindeutig fixiert. Wesentliche Parameter kompositorischer Gestaltung sind Klang und Rhythmus, die in dem zweiteiligen Stück die Qualität der gestischen Charaktere wie auch die Dramaturgie bestimmen. Der erste Teil thematisiert den Versuch von Gestaltfindung in der Tuba, entwickelt ein Kontrastpotential zwischen lnstrument und Tonband und entwickelt in Tempo, Rhythmus und Klangfarbe verschiedene Möglichkeiten gegensätzlichen Reagierens aufeinander. Dieser Ansatz zu einem Dialog gerät bald ins Stocken, kommt zum Stillstand. Allzu flotter Signalmotivik in der Tuba als neuem lmpuls setzt der Tonbandpart vereinzelte tiefe, dumpfe Töne entgegen, ein mühsamer Versuch, aufeinander zu reagieren, Kontakt aufzunehmen, eine Mühsamkeit, die zur Farce gerät. Erst im zweiten Teil kommt es nach markigen Repetitionen und mehreren vergeblichen Annäherungen zu einer Art Wechsel"gesang", einem zuerst lebhaften, doch bald leerlaufenden Dialog, der schließlich zu Eskalation und musikalischem Zusammenbruch führt. es lebe - aber was eigentlich? Doch auch ohne diesen, sein Gegenteil meinenden Titel - die Überschriften erfindet Glandien erst nach Beendigung der Komposition - ist der Konfliktstoff in dieser Musik ebenso eindeutig wie die Unmöglichkeit seiner Lösung. Er ist nichts äußerliches, sondern aus einer kompositorischen ldee erwachsen, der ein kritisches soziales Bewußtsein zugrundeliegt. (Text von Gisela Nauck)
Ausführende Michael Vogt - Tuba, André Bartetzki - Elektronik
Georg Katzer »Blühende Landschaften« Elektroakustische Komposition
Die Mühen des Beginnens, das ständige Scheitern, das Zurückfallen in die schöne Melancho- lie, Resignation, Schweigen - . Aber dann die rettende Glocke, Hausse an der Börse, der Fort- schritt boomt, sich gierig selbst verschlingend, begleitet vom triumphierend dröhnenden 16-Fuß, Laudate! Laudate!
Ausführende André Bartetzki - Elektronik
anlässlich des Porträkonzertes der jungen slowenischen Komponistin Nana Forte, am Sonntag um 12 Uhr, gibt es zur Eröffnung der Randspiele am Freitag eine Begrüssung mit slowenischen Wein durch die Komponistin
20 Uhr geschlagen… Kirche
Helmut Zapf »starres gold - weiße stille« für 4 percussionisten (2006/2007)
.... wo sind wir denn jetzt sag wer ersäufte was wir sangen das holz ist sauer ausgelaugt und klanglos... - toter lärm - ... schrilles seufzen unserer schritte ... starres gold verwechselte den klang wenn morgensonne abendsonne sang - ... keiner aber hob den hals in die höh und schrie und niemand weiß war es ... aller weggebliebener wind was entlang der ganzen dürre dieser sommer in ferner höhe hinfuhr... fortan tötet ein dröhnen uns und braust über die welt in weißer stille und keiner kennt es -
aus "stimme stimme" und "coda" von wolfgang hilbig (abdruck mit freundlicher genehmigung des autors)
Ausführende percusemble Berlin
Sebastian Stier »Windflüchter I« (1998; rev. 2009) UA der rev. Fassung
Windfüchter I habe ich Ende 1997 bis März 1998 für Bill Forman komponiert. Unmittelbar danach entstand Windflüchter II für Altflöte. Beide Kompositionen sind meinem Lehrer Paul- Heinz Dittrich gewidmet. Windflüchter nennt man Bäume, welche hinter den Dünen am Meer wachsen und durch den ständig gegen die Küste stürmenden Wind in ihrem Wachstum stark behindert werden. Oft entstehen durch diese Behinderungen bizarre Verformungen und Verwachsungen des Baumes. Wer in meinem Stück neben kontinuierlichen auch sprunghafte Entwicklungen sowie unvermutet schroffe Kontraste hört, mag hier eine Beziehung zum Titel sehen.
Ausführende Nenad Markowitsch - Trompete
Steffen Schellhase »für 3 Schlagzeuger«
Der Komponist lässt sein Werk unkommentiert.
Ausführende percusemble Berlin
Michael Jordan »TROPUS« für Violine Solo
Das Werk enstand 2008 in Rom.
Ausführende Biliana Voutchkova
Gwyn Pritchard »Dramaloque« für Schlagzeug
Dramaloque entstand im Jahr 1984 im Auftrag der englischen Schlagzeugerin Elizabeth Davis. Wie der Titel andeutet, geht es in dem Stück sowohl um das Theater als auch um Artikulation und Deklamation. Was die theatralische Seite angeht, versuchte ich musikalische Entsprechungen zu finden zu jenen archetypischen dramatischen Prinzipien, die so unter- schiedlichen stilisierten and ritualisierten Theaterformen zugundeliegen wie dem japanischen No-Theater, dem griechischen Drama der Antike und dem indonesischen Puppentheater. Das Stück kann als ein herkömmliches Konzertstück aufgeführt werden oder aber als ein Stück Musiktheater, wobei der Interpret/die Interpretin dramatische Gesten aus dem körperlichen Spiel-Prozess entwickelt.
Ausführende percusemble Berlin
Johannes Wallmann »Melodien mit Klangfarben« und »Dauern & Klänge« aus "Partita" - Variationen für Fagott solo?
"Melodien mit Klangfarben" und "Dauern & Klänge" sind der zweite und dritte Satz der "partita" Variationen für Fagott solo? von Johannes Wallmann. Sie erscheinen zusammen mit Kompositionen von Bernd Casper, Friedrich Goldmann, Georg Katzer, Hermann Keller, Friedrich Schenker und Helmut Zapf in einem von Dieter Hähnchen herausgegebenen Album für Fagott solo 2010 im Hofmeister-Musikverlag Leipzig. Anliegen dieser 40 Seiten langen Edition ist es, den Fagottnachwuchs mit den neuen Ausdrucksmöglichkeiten zeitgenössischer Musik bekannt zu machen. Jeder der insgesamt 4 Sätze der Partita ist von einer neuen Spieltechnik geprägt. "Melodien mit Klangfarben" entstehen durch Klangfarbenveränderungen immer eines einzelnen Tones. In "Dauern & Klänge" gibt es eine Vielzahl von ungewöhnlichen Mehrklängen und Trillern bis Takt 35. Der Takt 36 bildet eine Symmetrieachse und danach laufen die Takte wieder bis zum ersten Takt zurück, so dass der erste und letzte Takt identisch sind. (Dieter Hähnchen)
Ausführende Dieter Hähnchen - Fagott
Michael Hirsch »Holzstücke I-IV (Das Konvolut, Vol. 4) UA für variable Besetzung: Schlagzeuger, Geräuschemacher und Zuspielungen(1990/97/99, rev. 2009)
"Holzstücke I-IV (Das Konvolut, Vol.4)" ist eine kleine Serie von Stücken für verschiedene Holz- objekte und -instrumente, die in verschiedenen Kombinationen simultan aufgeführt werden können. „Holzstück I“ für einen Schlagzeuger (1990) besteht aus einem Notentext, der in drei Durch- läufen realisiert wird, denen jeweils stark differierende Spielanweisungen zugrunde liegen, so dass sich eine dreiteilige Variationsform ergibt. „Holzstück II“ wurde 1997 im Elektronischen Studio der Technischen Universität Berlin auf Anregung des dortigen Leiters Folkmar Hein produziert. Das Ausgangsmaterial besteht aus einem Spielverlauf, der sich im Wesentlichen auf Rollvorgänge verschiedener kleiner Holzkugeln beschränkt. Die Aufnahme wurde verschiedenen Transpositionen unterzogen und zu einem polyphonen Ablauf montiert. „Holzstück III“ (1999) besteht aus einer relativ schlichten Spieldisposition für (mindestens) 2 Ausführende (“Geräuschemacher”). Das monochrome Klangfeld, das von den beiden Spielern etabliert wird, wird in einer sukzessiv immer mehr durch Pausen perforierten Zeitkomposition zunehmend vielgestaltig. „Holzstück IV“ (1999) ist kein eigenständiges Stück, sondern eine Zuspiel-CD, die in loser Folge Holzgeräusche als „objets trouvés“ enthält und ad libitum simultan zu einer Aufführung von einem oder mehreren Stücken der „Holzstücke“ -Serie dazugespielt werden kann. Für die Uraufführung des (simultan zu spielenden) Gesamtzyklus in Zepernick 2009 wurden die Stücke noch einmal geringfügig revidiert und dabei in den offen angelegten Werkkomplex “Das Kolvolut” als “Volumen 4” integriert.
Ausführende percusemble Berlin
22 Uhr danach…
Kirche
Walter Zimmermann »Songs of Innocence and Experience I« für Streichquartett und Tonband
Songs of Innocence and Experience is a composition of 20 ritornels following William Blakes first cycle of poems "Songs of Innocence". The spirit of each poem is condensed and projected onto children songs which I recorded on streets of Nürnberg about 20 years ago. I transcribed these songs with all the intonation mistakes and the repeating of phrases due to recalling and forgetting of the songline. I remembered having driven through the US, years back, taking a hitchhiker into the car who had Ginsbergs songs of Blakes "Tiger" and others on a cassette with him. The rough energy of Ginsbergs singing lingered on. Then I heard from David Harringtons son who died on a sunday walk with his father all of a sudden on Mount Diabolo south of San Francisco. The last two ritornels are written in memory to this loss. The most fragile in this rough world is the soul of a child. To keep it in oneself as a measure for alienation is important the older one gets.
Ausführende Sonar-Streichquartett: Susanne Zapf - Violine, Kirsten Harms - Violine Nikolaus Schlierf - Viola, Cosima Gerhard - Violoncello
Sam Hayden »Axe(s)« (1997/2008/09) für Gitarre solo
Axe(s) was composed using seven different symmetrical pitch-sets over the full range of the guitar. certain microtones form ‚axis‘ pitches that divide the pithch-fields in half and usually sound as bi-tones. Intervals are freely repeated, transposed, verticalised and inverted; there is no fixed linear odering of pitches. However, the registers are fixed, and the statistical predominance of certain bass pitches gives the music a quasi-modal sense. The complex rhythmic patterns were generated using random numbers to define attack points within rhythmic groupings. A two-part rhythmic counterpoint articulates the upper and lower registers of the pitch-fields. The upper guitar register is dominated by various harmonics and multiphonics.The lower register is dominated by fretted notes, hammer-on, ‚snap‘-pizzicato and half harmonics. An important part of the formal process involves the exploitation of the tensions between equal temperament and just intonation. I used a background proportional grid to intercut five distinct gestural types but the proliferation of these virtuosic musical surfaces destroys the audibility of the hidden global proportions. A slower, more intuitively composed, non-rationalised music is intercut with the other four more energetic materials that were constructed through more rationalised prodecures. This guarantees a n unpredictable non-narrative structure and a fragmented rather than monalithic form. The title not only refers to the pitch organisation but ‚axe‘ is also a slang word for the guitar. My aim was to explore the many sound possibilities of the instrument that I only became aware of after an intense collaboration with Mats Scheidegger. Axe(s) is dedicated to him.
Ausführende Mats Scheidegger (CH) - Gitarre
Paul-Heinz Dittrich »Streichquartett III „Nacht – Musik“« nach „Hymnen an die Nacht“ von Novalis (1988)
Das III. Streichquartett, das ich 1987/1988 komponierte, wurde am 25.2. 1989 während der Biennale für zeitgenössische Musik in Berlin-Ost vom Arditti-Quartett uraufgeführt. Als die Musiker des Arditti-Quartetts mich aufforderten, für sie ein neues Werk zu schreiben, nachdem sie mein II. Streichquartett uraufgeführt hatten, nahm ich diese Aufforderung zum Anlass, eine bestimmte Kompositionstechnik zu verwenden. Diese Technik, die mich in den letzten Jahren in zunehmendem Maße beschäftigt – nicht nur bei Streichinstrumenten, sondern in allen meinen Werken -, folgt der Idee, dass jedes Instrument auch polyphon zu führen sei. Die Polyphonie für das einzelne Instrument wird in parallel verlaufenden Linien notiert, wobei die Unterbrechungen als Interaktionen notwendig sind. Es kommt zu einem schnellen Wechsel von unterschiedlichen Strukturen. Aus stark individualisierten Mikrostrukturen entstehen vielschichtige Klangbilder, die ineinander übergehen und ihre Dichte wechseln. Die Form des Streichquartetts ist in vier Teile gegliedert, die ineinanderfließen. Der erste und der dritte Teil, und der zweite und der vierte Teil stehen in Verbindung zu einander, weisen gestalterische Ähnlichkeiten auf. In der Formgestaltung bevorzuge ich seit langem, so auch in diesem Werk, das Nacheinander von Fragmenten - Etappen in einer durchorganisierten dramaturgischen Folge -, die sich der Notwendigkeit eines wechselhaften Verlaufs unterwerfen. Mein III. Streichquartett ist in Verbindung mit Literatur entstanden, so wie die meisten meiner Werke. Hier benutze ich einzelne Fragmente aus den Hymnen an die Nacht von Novalis. Im zweiten und vierten Teil habe ich die Texte in die Partitur und in die einzelnen Stimmen der Instrumente geschrieben. Die Textfragmente sind nur für die Musiker bestimmt. Die Wechselbeziehungen Text-Musik, die die Instrumentalisten zum Notentext parallel verfolgen können, sind Denkmaterial, welches die Interpretation beeinflusst. Die Komposition ist nicht als musikalische Auslegung der Hymnen konzipiert worden. Meine kompositorische Arbeit begann mit der kritischen Auseinandersetzung des literarischen Textes. Hier fand auch die größte Annäherung an die Poesie statt. In der Komposition wird der poetische Text einer Reduktion unterworfen. Sie besteht in der Auswahl von Textfragmenten. Die poetische Sprache der ausgewählten Fragmente bleibt als stumme Schrift verborgen für die Zuhörer. Die Musik distanziert sich von den konkreten Inhalten und will durch das musikalische Geschehen verstanden werden. Durch den Sinninhalt einzelner Wörter – wie z.B. „Nacht“, „Licht“, „zerfallen“, „einsam“, „schweigender Bote“ – wurde der Prozess der Sensibilisierung des Klanges motiviert. Einige Fragmente in dem zweiten Teil und ein Fragment aus dem vierten Teil habe ich Hymnen genannt, daneben in Klammern habe ich das Wort Rezitativ gesetzt. Mit Hymne weise ich auf die Textfragmente von Novalis hin, mit Rezitativ auf die spezifisch musikalische Art und Weise, mit der Sprache umzugehen. Die Benennung der Rezitativform war für mich berechtigt, weil sich die Deklamation des Textes im musikalischen Verlauf wiederfindet. Diese Teile unterscheiden sich von den anderen durch ihren deklamatorischen Gestus. Zur Poesie von Novalis. Die Hymnen an die Nacht (1799) sind die bedeutendste, erste große lyrische Leistung der deutschen Frühromantik. Eine andere, auf das Ich bezogene Weltsicht war der Grundgedanke, die objektive Authentizität, der Beziehungspunkt der Wirklichkeit des lyrischen Ichs zur Überwindung von Leid und Einsamkeit. Zwischen dem Reichtum des lyrischen Sprachüberschusses und der Bewältigung des komplexen musikalischen Materials andererseits, entstand die Form des III. Streichquartetts. Ich versuchte die Grundhaltung der Texte zu erfassen und vermied jede illustrative Annäherung zum Text. Ein konkretes Beispiel für meine kompositorische Arbeit mit der Sprache kann vielleicht die Hörerwartungen unterstützen: Auf den letzten Partitur-Seiten am Ende des 2. Teils stehen die Worte „Wie in Staub und Lüfte zerfiel in dunkle Worte die unermessliche Blüte des Lebens“. In den vier instrumentalen Stimmen werden kurze, motivartige Gebilde wiederholend vorgetragen, in einer metrisch- rhythmischen Verschiebung. Die Musik erreicht allmählich die Grenze des Hörbaren
Ausführende Sonar-Streichquartett Susanne Zapf - Violine, Kirsten Harms - Violine Nikolaus Schlierf - Viola, Cosima Gerhard - Violoncello
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Samstag, 5. Juli neue Kita der St.Annen-Kirchengemeinde
16 Uhr wie ein Märchen…
Sabine Steglich erzählt einige Märchen aus Otto Sutermeister: "Kinder- und Hausmärchen aus der Schweiz".
Darunter z. B. : "Das weiße Steinchen", "Die drei Pomeranzen", "Der mutige Bettler". Sie stellt sich allerdings auf das Publikum ein und ist somit auch variabel.
Die Musik dazu ist von Taymur Streng »drey us dr Schwiiz«
Die 3 (eigentlich 4) kleinen Stücke prolog interlude 1 interlude 2 epilog
entstanden auf Anregung von Helmut Zapf, zur Ausgestaltung der Pausen während der Lesung von schweizerischen Märchen und Geschichten, welche am 12.07.09 zur Eröffnung der Evangel. Kita der Gemeinde St.-Annen in Zepernick stattfindet. Aus dem Material der Stücke, wurde ein Fünftes erstellt, welches als Soundloop (Länge ca. 5 min) in einer Klanginstallation in der Kita dient... Das Material im Gesamten stellt eine Remineszenz an die kleinen Intros "von den Schweizer Bergen" dar, welches ursprünglich z.T. spielerisch benutzt wurde...dieses Material ist in den jetzigen Stücken, mehr oder weniger, einem kompositor. Verabeitungsprozess unterzogen worden. Im ersten Stück (Dauer ca. 5 min) werden versch. kl. Motive (Alphörner etc. ) eingesetzt, kurze Zeit ertönt ein Teil einer bekannten Melodie, die durch die Verfilmung eines gewissen Buches bekannt geworden ist, durch festgelegte dynam. Stufen der Alphornklänge entsteht eine Art Terassendynamik welche nur an wenigen Stellen durchbrochen wird, die elektronische Verfremdung wird im Stück nur sehr sparsam eingesetzt. Das zweite Stück (Dauer 3 min) stellt eine "akustische Berg- und Talfahrt dar - man nähert sich dem Ort, vernimmt Musik, Auschnitte von Melodien etc. entfernt sich, um sich dem nächsten Ereignis zu widmen. Das dritte Stück (Dauer 2 min) verwendet eigentlich nur zwei Klänge: eine rollende Metallkugel sowie geschlagenes Metall, diese Klänge werden während des Verlaufes des Stücks einigen Veränderungen unterworfen, die Klänge wechseln einander ab verdichten sich, die el. Verfremdung wird nur subtil eingesetzt Im vierten und letzten Stück (Dauer 1 min) findet ein "kleines Uhrenkonzert" statt, Ticken, Schlagen der Uhrwerke Glocken-, Weckerklänge u.a. gesellen sich im Verlauf hinzu Auch diesmal möchte ich mich bei den "Mitwirkenden", es sind diesmal, vor allem im ersten Stück und in der Klanginstallation die "Damen und Herren": Steinadler, Bartgeier, Gemse, Murmeltier, Alpenkrähe, Rind und Auerhahn recht herzlich bedanken...
Ausführende Egidius Streiff - Violine, Mats Scheidegger - Gitarre, Taymur Streng - Live-Elektronik
17 Uhr migration… im Gemeindehaus
Helmut Zapf »Wasser - Luft« für Trompete, Violine und Klavier(2008)
Dieses Stück bindet die beiden Urelemente der Natur (Wasser und Luft) als Klangmaterial, bzw. Ausgangsmaterial, um ein spielerisches Stück für angehende Musikanten entstehen zu lassen.
Ausführende Teenmusik (Mirjam Janietz - Violine, Lena Michael - Klavier, Sönke Peters - Trompete)
Julia Kny »Imagining Mariana«
Die Klangkompositionen "Imagining Mariana" und "A London Moment" sind zur selben Zeit und unter den gleichen kompositorischen und technologischen Parametern entstanden, sodass es sich wohl um eine Art Zwillingswerk handelt. Beiden kurzen Stücken liegt die Erschaffung künstlicher Klänge zu Grunde, die mit Hilfe additiver, substraktiver und FM-Synthese hergestellt wurden. Mit einem digitalen Musikprogramm wurden diese einzelnen Klänge dann zu Kompositionen zusammengefügt, deren Ästhetik und Ausdruck widerum maßgeblich durch spezifische Klangmanipulation (Effekte, Spatialisierung, Granulation etc) erzielt wurde. "Imagining Mariana" beschreibt in metaphorischen Klängen die von mir imaginierte Unterwasserwelt des tiefsten Grabenbruchs der Welt (der Mariana-Graben, im Westpazifik 11Km unter dem Nullpunkt gelegen). Ich habe hier mit typischen Assoziationen gearbeitet: Tiefe, Gefahr, Dunkelheit, geheimnisvolle Welt, Meeresungeheuer etc..
Ausführende André Bartetzki - Elektronik
Max E. Keller »Nr. 2 und Nr . 4 aus: Vier Klavierstücke« (1993)
Viele meiner Kompositionen basieren auf einem rigorosen Grundplan, die vier Klavierstücke dagegen gehen eher improvisatorisch vor, indem spontane, einfache Startideen fortentwickelt werden, unvermittelt tauchen Kontrastmotive auf, die überwuchern oder versanden. Das zweite Stück reiht Mehrklänge in mittlerer Lage und mittlerer Dynamik aneinander, indem der Ein- und der Ausschwingvorgang differenziert gestaltet werden. Die ruhige Stimmung wird nur hie und da durch einen heftigen Impuls gestört, der zugleich die Reihenstruktur durchbricht. Eine subtilere Irritation ist die Wiederholung eines Akkordes, die in der Verdichtung zum Schlussausbruch führt. Die Grundidee des vierten Stückes ist es, einen Akkord motorisch virtuos zu repetieren und ihn dabei in unregelmässigen Abständen kontinuierlich oder sprunghaft zu verändern- sei’s klanglich, sei’s artikulatorisch, sei’s dynamisch. Die kompositorische Realisierung dieser spielerischen Idee geschieht allerdings nach strengen Strukturprinzipien.
Ausführende Tomas Bächli
Julia Kny »A London Moment«
Siehe oben. "A London Moment" ist in gewisser Weise ein krasses Gegenbild dazu. Hier herrscht vor allem (akustische) Hektik, Gereiztheit, Enge, Geschwindigkeit, aber auch ungebändigte Energie und Streben. Dies sind einige der stärksten urbanen Eindrücke, die sich während meiner langjährigen Zeit in London angesammelt haben.
Ausführende André Bartetzki - Elektronik
Eres Holz »Zirkulationen« für Klavier
Der Komponist möchte sein Werk nicht kommentieren.
Ausführende Adrian Pavlov
Ortswechsel zur Kirche
Lothar Voigtländer »Scène fou avec Rimbaud« für einen sprechenden Instrumentalisten, eine Interpretin (Instrument, Sprache, percussive Gegenstände) und Zuspielband gewidmet Matthias B. und Maria
Zum Hintergrund der szenischen Kammermusik : Rimbaud nahm zeitweise Drogen, um neue Deutungen und Visionen für Sein und Bewusstsein zu erlangen und neue poetische Dimensionen aufzutun ( z.B.in: „Illuminations“ ) Im vorliegenden Gedicht aus „ Nachtwachen „ führt dies augenscheinlich zu visionären Welt,- und Paradies-Erfahrungen…. ( siehe Baudelaire :“ paradis artificiels „). Die Handelnden sind : Ein sprechender Instrumentalist , der sich von der Gliederung und Klanglichkeit des Zuspielbandes leiten lässt …Zu Beginn träumt und philosophiert er vor sich hin, später gerät er in eine emsig bemühte Pseudo-Aktivität, die ihm vom elektronischen Zuspiel rhythmisch suggeriert wird. Schließlich steigert er sich in eine hektische Betriebsamkeit hinein, die zu einem hysterischen Ausbruch mit nachfolgender Depression führt. Eine Interpretin, die zwar im gleichen Raum an einem Tische sitzend vor sich hin spricht, nimmt aber (ihrerseits in einer hermetischen Welt gefangen) keine dialogisierende Beziehung zum Instrumentalisten auf. Sie schlägt mit div. Gegenständen die Zeit tot, jongliert mit einem Zeitpendel, in Form einer rollenden Metallkugel, (oder einem Metronom), tippt unlustig ein paar Tasten auf der Schreibmaschine an, zerreißt ein Schriftstück , repetiert die Texte (etwas abwesend) auf ihre Art vor sich hin, bis ihr einige Sekunden vor Schluss (in einem lichten Moment) die Hysterie des Anderen auf die Nerven geht und sie mit einem Schlaginstrument die Exaltiertheit stoppt und die gewöhnliche Fremdheit und Abgrenzung wieder hergestellt ist.
Veillées - Nachtwachen
C´est le repos éclairé, ni fièvre, ni langueur, sur le lit ou sur le pré
C´est l´ami ni ardent ni faible. L´ami .
C´est l´aimée ni tourmentante ni tourmentée. L´aimée.
L´air et le monde point cherchés. La vie.
- Était-ce donc ceci ?
- Et le rêve fraîchît.
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Das ist sinnenhelle Ruhe, nicht Eifern, nicht Schmachten, auf einer Matte oder im Gras.
Das ist der Freund, nicht glühend, nicht schwach. Der Freund.
Das ist die Geliebte, nicht quälend, nicht gequält. Die Geliebte.
Die Welt und die Weise, nimmer gesucht. Das Leben.
- Das also war es ?
- Und wieder steigen die Träume.
Ausführende Matthias Bauer - Kontrabass/Stimme; Maria Lucchese - Performance
Eres Holz »Transmigration« für Tonband
Der Komponist möchte sein Werk nicht kommentieren.
Ausführende André Bartetzki - Elektronik
Adrian Pavlov »Buch der Stimmen« für Sopran, Altflöte, Violoncello (2007-08)
Das Buch der Stimmen stellt eine Art Kantate für Sopran, Altflöte, Violoncello und zehn Singstimmen in zwei Gruppen dar, deren Sätze teilweise einzeln oder in der vorliegenden Anordnung aufführbar sind. Die Texte der bulgarischen Dichter Pejo Yavorov, Danila Stoyanova und Kiril Merdschanski, sowie ein Fragment aus Canto CXX von Ezra Pound (in meiner eigenen Übersetzung auf Bulgarisch) stellen in einer psychologisch sehr eindringlichen Weise verschiedene Etappen des menschlichen Lebens dar - die kindliche Unschuld (Improvisation I, No.1), die Erleuchtung über die Einsamkeit des Individuums im Leben (Regen, No.2) und über die Sterblichkeit des Menschen (Die Welt durch den Blick des Odysseus, No.4), sowie den Wunsch des Künstlers nach Vereinigung mit der Natur (Schlußstück, No.5). Der mittlere Satz des Werkes (Improvisation II, No.3) beruht auf der Entwicklung eines Motivs aus Improvisation I. Diese Besonderheit, sowie die abstrakte, dennoch aber sprachähnliche Tonqualität des Violoncellos, ermöglicht das Entstehen einer Brücke zwischen den poetischen Ideen der davorstehenden und nachfolgenden Sätzen des "Buches". In Improvisation II eröffneten sich für mich neue Perspektiven des konstruktiven Umgangs mit der reichen Volksmusikerbe meines Heimatlandes. Im Rahmen des heutigen Konzerts werden unter dem Titel "Drei Fragmente aus dem "Buch der Stimmen" die Teile 1,3 und 5 zu hören sein. (Adrian Pavlov)
Ausführende Katia Guedes - Sopran, Martin Glück -Flöte, Agnieszka Dziubak - Violoncello
André Bartetzki »neoZoen« für für 4-Kanal-Tonband
Als Neozoen (aus dem Griechischen: neon - neu, zoon - Lebewesen) bezeichnet man Tierarten, die direkt oder indirekt durch die Wirkung des Menschen in andere Gebiete eingeführt worden sind und sich dort fest etabliert haben. Der übergeordnete Begriff in der Invasionsbiologie lautet Neobiota.
Ausführende André Bartetzki
Georg Katzer »Lamettrie« für Kontrabass, Stimme und Zuspiel
Einige Ansichten zum mechanischen Menschen vorgetragen von Lamettrie am 28. Februar 1748 im Schloß Sanssouci in Anwesenheit Sr. Majestät des Königs von Preußen.
Der französische Arzt, Naturwissenschaftler und Philosoph hatte beim Sezieren die Seele nicht gefunden und faßte, ganz im Geiste Descartes, den Menschen als Maschine auf. Sein Buch "L´homme machine" (Der Maschinenmensch) kostete ihn sein Vaterland: Er mußte aus Frankreich flüchten und landete schließlich in Preußen, am Hof Friedrich des Zweiten, wo er dessen Vorleser und Leibarzt wurde. Obwohl Mitglied der Preußischen Akademie der Wissenschaften, hielt man seine Ansichten auch in Berlin für zu extravagant und ihn selbst für verrückt. Lamettrie war der erste Philosoph, der die Freiheit des menschlichen Willens in Frage stellte Das zur Aufführung kommende Stück versucht die Szene zu beschwören, als Lamettrie sich beim König mit einem Vortrag um dessen Gunst bemüht. (Text: G. Katzer nach Lamettrie. 1999)
Ausführende Matthias Bauer - Kontrabaß und Stimme, Helmut Zapf - Live-Elektronik
19 Uhr hier und nebenan… Kirche
Thomas Kessler »violin control« für Violine und Synthesizer (1972)
Der Komponist möchte sein Werk nicht kommentieren.
Ausführende Egidius Streiff - Violine
René Wohlhauser »vocis imago« Version für Violine solo (1993-95)
Der Titel „vocis imago“ referiert eine Stelle aus Ovids „Metamorphosen“ (3.385) und eine aus seinen „Amores“ (2.37).
„vocis imago“, wortwörtlich übersetzt als „das Bild der Stimme“, erhält bei Ovid poetische Bedeutungen im Sinne von „Widerhall“ oder „Echo“, aber auch von „eingebildeter Stimme“. „deceptus imagine vocis“, getäuscht vom Bild der Stimme bzw. vom widerhallenden Echo weiß der Mensch nicht mehr, welches seine wirkliche Realität ist: die emotional gefärbte Wahrnehmung der äußeren Vorgänge oder die durch die äußeren Vorgänge evozierten inneren Bilder? Entspricht unsere Vorstellung von der Wirklichkeit tatsächlich der Realität? Im Zeitalter der medialen Vermittlung von Realität ist es schwierig, sich ständig ins Bewußtsein zurückzurufen, daß wir immer nur einen bestimmten Ausschnitt der Vorgänge vermittelt bekommen, eine bestimmte Sichtweise, unterlegt mit einem die Ereignisse in eine bestimmte Richtung hin interpretierenden Kommentar, der auf unseren kulturell-historischen Hintergrund abgestimmt ist. Also bekommen wir eigentlich nur ein Zerrbild der Realität vermittelt. Reduziert auf einen Zweiminutenbeitrag im Infotainmentgeschäft. Die gleichen Ereignisse werden in einem anderen Kulturkreis völlig anders vermittelt und dementsprechend auch konträr aufgefaßt. Wir sind umgeben von Schattenbildern der Realität, die wir für die Realität selbst halten. Welches ist die Stimme selbst und welches ist nur das Bild der Stimme? Das Stück besteht insgesamt aus sechs ineinander übergehenden Bildern und aus dreiundneunzig asynchron sich überlappenden Bildaspekten mit Bezeichnungen wie „amphibolisch, äquivok, delphisch, odiös, polysemantisch, pythisch, sibyllinisch …“ in verschiedenen Fassungen und Besetzungen vom Solo bis zum Sextett. Aus dem 20-minütigen Werk in den verschiedensten Besetzungskombinationen vom Sextett für Flöte, Klarinette, Schlagzeug, Klavier, Violine und Violoncello bis zum Solo spielt Egidius Streiff das 3-minütige dritte Bild in der Version für Violine solo.
Ausführende Egidius Streiff - Violine
Ralf Hoyer »Studie 2« für 4 Posaunen (1978)
entstand während meiner Meisterschülerzeit an der AdK bei Ruth Zechlin. Zum einen war es für mich tatsächlich eine Materialstudie bezüglich Tonhöhen- und Zeitorganisation, angeregt durch die Lektüre der beiden Bände "Musikdenken heute" von Pierre Boulez. Zum anderen belegt der Titel "In der Zeit" den Beginn der Beschäftigung mit Texten von Volker Braun, der sehr kritisch und direkt eine allgemeine Erwartungshaltung formulierte, die meinem damaligen Lebensgefühl entsprach.
Ausführende Posaunenquartett TromboNova
Rudolf Kelterborn »Musik für Violine und Gitarre«
Die „Musik für Violine und Gitarre“ entstand 1963 für das Grazer Kammerduo. Die kleine Gelegenheitskomposition besteht aus vier Teilen: 1) Sostenuto – ein einfaches „arioso“der Violine 2) Presto – ein nervöses, aufgeregtes, vorwiegend leises Stück 3) Violente - ein eher aggressives Rezitativ 4) Tranquillo – eine zarter, tänzerisch-schwebender Abgesang
Ausführende Egidius Streiff - Violine, Mats Scheidegger - Gitarre
Friedrich Schenker » Kommunizierende Röhren II« für vier Posaunen
ist das dritte Stück einer Reihe Kompositionen für Blasinstrumente. Das erste Stück war für Soloposaune und 8 Bläser, davon gibt es zwei Versionen. Das vorerst letzte ist komponiert für Blockflötentrio . Das Posaunenquartett demonstriert eine große Reihe neuester Blastechniken: Singen und Blasen simultan, Mikrointervalle, Sprechen und Blasen, Spiel auf Segmenten der Posaunen usw. Die in der Mitte zelebrierten Glissande erinnern an den Luftalarm, an die Bombardements auf den Irak oder früher noch auf Serbien.
Ausführende Posaunenquartett TromboNova
Robert Suter »dialogo« für Violine solo
kann man als einen streit für geige allein bezeichnen, ein musiktheater im (aller)kleinsten rahmen. e.s. spielte dieses werk in den verschiensten ländern (sei es in deutschland, china oder nordkorea), immer liess sich das publikum vom geistreichen witz dieser virtuosen komposition mitreissen.
Ausführende Egidius Streiff - Violine
Max E. Keller »Hasten und Warten« für Violine und Live-Elektronik (2008)
Die gleichmässig pulsierende Regelmässigkeit des Pferdetrabes – tempi passati. Die unstetige, wechselnde Bewegung im täglichen Leben, etwa im „stop and go“ des Autoverkehrs, ist das grundlegende Tempogefühl der modernen Zeit. Unregelmässige Rhythmen in der Musik sind ein Reflex davon. In „hasten und warten“ wird dies als Modell für die Form genommen. Regelmässiger Wechsel zwar von go und stop, aber in sehr unregelmässig langen Abschnitten von 1 - 83 Sekunden. Violine und Elektronik verlaufen dabei nicht immer parallel, sondern auch gegensätzlich: die Violine steht still und die Elektronik gibt Bewegungsimpulse oder umgekehrt. Der Bewegungskontrast erscheint also nicht bloss im Nacheinander, sondern auch kontrapunktisch in der Gleichzeitigkeit. Die Elektronik bleibt somit nicht passiv, sondern wird aktiv, als Höhepunkt mit eigener, perkussiver Klangerzeugung. Im Modell ist „hasten“ laut und „warten“ leise, aber auch diese Zuordnung verändert sich im Verlauf, kehrt dann aber wieder in die Ausgangssituation zurück. Und die längsten stop-Teile werden durch Rhythmen unterbrochen, die einen regelmässigen Puls ahnen lassen.
Ausführende Egidius Streiff - Violine, Max E. Keller - Live-Elektronik
Reiner Bredemeyer »Still leben? mit Gitarre« für Gitarre und vier Posaunen
Reiner Bredemeyer komponierte das Stück 1978 für die Ausstellungseröffnung „Suite Vollard“ von Pablo Picasso im Berliner Bodemuseum. Initiiert und ermöglicht wurde die Ausstellung von den Kunstmäzenen Irene und Peter Ludwig (Sammlung Ludwig, Aachen). Picassos „Suite Vollard“, 1930 - 1937 entstanden und nach dem Kunsthändler Ambroise Vollard benannt, ist eine Serie von 100 Graphiken. In einem Interview (1988) äußerte sich Reiner Bredemeyer zu seiner Komposition: „ ... Peter Ludwig ... fragte, ob ich vielleicht, wenn er die "Suite Vollard" zur Ausstellung bringt, wo er selbst dann die Rede hielt, etwas machen könnte. Das führte dann zu "Still leben? mit Gitarre". ... "Stilleben mit Gitarre" scheint ein Dutzendtitel zu sein, vielleicht auch bei Picasso. Stilleben hat ja gar nichts mit "still" zu tun. Ich habe das erst einmal dazu gemacht. Es war wirklich schwierig mit diesem Picasso, mit dieser Serie. Ich hatte sie gesehen in Miniatur, kannte also ein bisschen die Schwarz-Weiß-Werte, die Stierbilder, die Frau. Das war ja eine Arbeit von Picasso über Jahre. Ich wusste ein bisschen von seiner persönlichen Situation. Ich hatte das Buch "Leben mit Picasso" von der Französin François Gilot gelesen. Aber ich habe wirklich Monate gebraucht, um eine Idee zu haben. Zuerst war die Besetzungsidee da mit den vier Posaunen. Ich wollte ein leises Instrument haben, weil ich noch einmal musikalisch Schwarz-Weiß-Werte ansprechen wollte. ... Dann kam ich auf Gitarre, dann kam ich auf Frau - Mann, also vier Posaunisten, wobei es klar war, dass die vier Posaunen Männer waren. Dann dachte ich, es wäre ganz schön, wenn es eine Frau wäre, die die Gitarre spielt. Der Gedanke an eine Frau war bei Gitarre gar nicht abwegig. Dann kam darauf der Titel, vier Posaunen still? - so dass das Fragezeichen bei dem Stilleben wirklich eine legitime Fragestellung ist. .. Raum spielt eine ziemlich große Rolle in meinen Überlegungen. Dort [ am Ort der Uraufführung] gab es die vier Türen, vier Möglichkeiten der Posaunenauftritte. Da ist das Fragezeichen sozusagen mit entstanden. Es beantwortet sich dann durch die Lautstärke der unerwartet, erst mal akustisch erscheinenden und dann live kommenden Herren gegen die Frau. Das war ein bisschen die Umkehrung der Geschichten, die dem Zyklus zugrunde liegen, also die private Situation Picassos, der damals von Frauen heftigst hin und her gerissen war. ... Ich meine, ich habe ein höfliches Stück geschrieben, weil die Herren ja dann doch die Dämpfer aufsetzen und höflich leise werden der Frau und der Gitarre gegenüber. ...
Ausführende Mats Scheidegger - Gitarre, Ensemble TromboNova Leipzig (Hendrik Reichardt, Burkhard Götze, Hans-Martin Schlegel, André Stemmler), szenische Einrichtung - Bert Bredemeyer
anschließend lädt Frau Katharina Dalcher vom Kulturreferat der Schweizer Botschaft Berlin zu einem Apero anlässlich des Schweizer Abends bei den XVII. Randspielen
21 Uhr migration 2… Gemeindehaus
Dragomir Yossifov »Pirouette II« für Klarinette und Tonband (1995)
Der Komponist möchte sein Werk nicht kommentieren.
Ausführende Matthias Badczong - Klarinette
Friedrich Goldmann »SISYPHUS ZU ZWEIT« für Violine und Violoncello (2008) UA
"Die Sage von Sisyphus kennt jeder. Um das Stück zu verstehen braucht man nur der Dramaturgie zu folgen, die der Komponist vorgibt." (Friedrich Goldmann 2009)
die Sisyphosgeschichte: Sisyphos wird als der verschlagenste aller Menschen bezeichnet; er verriet die Pläne des Gottes Zeus, indem er dem Flussgott Asopos mitteilte, dass es Zeus sei, der seine Tochter Ägina entführt habe. Zeus beschloss daraufhin, Sisyphos zu bestrafen und schickte Thanatos, den Tod, zu ihm. Aber Sisyphos überwältigte diesen, indem er Thanatos so starke Fesseln anlegte, dass des Todes Macht gebrochen war und niemand mehr starb. Erst als der Kriegsgott Ares den Tod aus der Gewalt von Sisyphos befreite (da es ihm keinen Spaß machte, dass seine Gegner auf dem Schlachtfeld nicht mehr starben), konnte Thanatos wieder seines Amtes walten. Sisyphos aber wurde vom Kriegsgott ins Schattenreich entführt. Doch bevor Ares das tat, verbot Sisyphos seiner Frau, ihm ein Todesopfer darzubringen. Als keine Opfer für ihn dargebracht wurden, überredete er den Gott der Unterwelt, Hades, dass er schnell in die Menschenwelt zurückkehren wolle, um seiner Frau zu befehlen, für ihn ein Todesopfer zu halten. Wieder zu Hause, genoss der Listige das Leben an der Seite seiner Frau und spottete über den Gott der Unterwelt. Doch plötzlich tauchte Thanatos vor ihm auf und brachte ihn mit Gewalt ins Totenreich. Sisyphos' Strafe in der Unterwelt bestand darin, einen Felsblock einen steilen Hang hinaufzurollen. Kurz bevor er das Ende des Hangs erreichte, entglitt ihm der Stein, und er musste wieder von vorne anfangen. (aus Wikipedia)
Ausführende DuoKaya Biliana Voutchkova - Violine, Agnieszka Dziubak - Violoncello
Artin Potourlian »Bekenntnisse« für Klavier solo
Der Raum der Erinnerungen wird mit der Zeit immer unermesslicher und existiert auf einer wundersamen Weise gleichzeitig in all seinen unübersehbaren Punkten. Wir sind imstande, ihn auseinanderzuziehen oder zusammenzupressen, uns an jedem erlebten Augenblick zu ergötzen oder davon in Ekel abzuwenden, mit dem unumkehrbaren Zeiger der Zeit zu spielen, und durch die geisterhaften Gärten unseres Lebens spazieren zu gehen. Im Klavierstück Bekenntnisse streife ich hin und her durch ein Zeitfeld (vielleicht besser Erinnerungsfeld oder -garten) aus verschiedenen Tempi, die mittels spezifischer metrorhythmischer- und Tempomodulationen auseinandergezogen oder zusammengedrückt werden. Würde man an die Prosaweise von Marcel Proust denken, könnte man auch die Struktur von "Bekenntnisse" und meine kompositorischen Absichten besser begreifen. Das Stück wurde für meine Frau Anahid Akopian geschrieben, die im Februar 1986 die Uraufführung in Sofia machte und seitdem das Werk auch in Jerewan und Salzburg spielte.
Ausführende Adrian Pavlov - Klavier
Erik Janson »Tanz der Rhizome III... utopic Bad Blogs« für Klarinette, Horn und Schlagzeug (2009) UA
entstand als spontane Komposition im Rahmen meines geplanten Zyklus von Werken mit (Ober)titeln "Tanz der Rhozome", in denen ich in freien Bezug auf Deleuze/Guattaris Konzept des Rhizoms nehme. Rhizome sind vergleichbar mit - in der Botanik z.B. - Ingwerknollen bzw. mit Gewächsen ohne eine Struktur, in der von einem gemeinsamen Stamm alle anderen Äste abzweigen. In der Soziologie oder Kommunikationstheorie ist das Rhizom Vorbild für nicht hierarchische Beziehungen, das Zulassen von Nebenwegen, das Querdenken, das Aufgeben alter Denkmuster und Hierarchien etc. In konkret diesem Werk verarbeite ich teilweise meine neulich gemachten Erfahrungen, dass nicht-hierarchische, herrschaftsfreie und nicht manipulative Kommunikation in Internet Blogs (wie dem sogenannten "Bad Blog auf Music" der nmz, aus dem ich nach diesen Negativ-Erfahrungen wieder ausstieg) eine unnerreichbare Utopie bleiben. So beginnt das Werk recht dynamisch, die Stimmen, die in sich unabhängig sind und nicht aus einem gemeinsamen "Material" schöpfen, treffen sich, kommunizieren, es ergeben sich plötzliche Bezugspunkte, verzahnen sich teilweise Hoquetus-artig ineinander. Jedoch steht am Ende wieder eher ein Sich-Voneinander-Entfernen.
Ausführende Matthias Badczong - Klarinette, Noam Yogev - Horn, Friedemann Werzlau - Schlagzeug
Peter Köszeghy »STIGMA« für E-Violine (2009)
Stigma bedeutet Stich, Punkt, Wund- oder Brandmal. Der Begriff "Stigma" steht in der Soziologie und Psychologie für ein Auffälligkeitsmerkmal als Ausdruck der Abwertung Einzelner oder von Gruppen, die Ursache und Folge sozialer Randständigkeit sein kann. Ich betrachte mich selbst als Künstler zu einer Randgruppe gehörend, der sich die Freiheit nimmt, ohne irgendeine festgeschriebene Regel mein künstlerisches Leben leben zu können. Das schlägt sich auch auf meine Musikstücke, Schriften und Bilder nieder: im Falle von Stigma - das eigentlich eine Art kleines "Violin-Concertino" für E-Violine sein könnte - betrifft es das musikalische Material. Ich habe mit Absicht solches Material gewählt, das in z.B. der Neuen Musik gebrandmarkt ist: Beats, teilweise "beinahe" tonaler Klangmaterial, Wiederholungen usw. Dies ist auch eine Art Provokation gegen die festgefahrene und sich nicht öffnen wollende, künstlich sich am Leben halten wollende, neurotische "Neue Musik".
Ausführende Susanne Zapf - E-Violine
22 Uhr fern und nah… Gemeindehaus
Improvisation - Musik für Baglama, Violine und Klavier Taner Akyol - Baglama, Dietrich Petzold - Violine, Antonis Anissegos - Klavier
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Sonntag, 12.Juli
10:30 Uhr Randspiele Gottesdienst - Genesis Predigt: Norbert Gebert
Akademski pevski zbor Tone Tomšič Chor Ljubljana (SLO), Kurt König - Percussion / Performance
12 Uhr Karussel … Kirche
Porträtkonzert der jungen slowenischen Komponistin Nana Forte
folgende Werke von Nana Forte kommen zur Aufführung:
Libera me (2003) für zwei gem. Chöre APZ Tone Tomšič, Leitung: Urša Lah
lovljenju besed med izštevanjem tišine / im fangen von Wörtern während des Auszählens der Stille (2009) für Sopran und Flöte Teja Saksida – Sopran, Lena Sperrfechter - Flöte
Večer / der Abend (2001) für Frauenchor APZ Tone Tomšič
o smrti sonet / mein Sonett mit dem Tod (2008) für Bläserquintett und Schlagzeug
Godec pred peklom / der Musikant vor der Hölle für drei gem. Chöre und Schlagzeug APZ Tone Tomšič
Vsaksebi – vsevprek / Auseinander – durcheinander (2006) für Flöte und Violine Marko Zupan – Flöte, Biliana Voutchkova - Violine
Izštevanka / der Auszählreim (2006) für zwei gem. Chöre APZ Tone Tomšič
Nana Forte wurde 1981 in Slowenien geboren. Ihre ersten Kompositionsversuche machte sie im Alter von 15 Jahren. Am Ende ihrer Schulzeit an dem Musikgymnasium Ljubljana (1999) wurde sie für ihre erste Kompositionen mit dem “Škerjanec-Preis“ des Musikgymnasiums ausgezeichnet. Im Jahr 2005 absolvierte sie Komposition an der Akademie für Musik in Ljubljana unter der Leitung von Prof. Marko Mihevc. Im Jahr 2007 schloss sie ein Aufbaustudium an der Hochschule für Musik “Carl Maria von Weber“ in Dresden bei Prof. Lothar Voigtländer und im Jahr 2009 ein Meisterstudium in der Klasse von Prof. Walter Zimmermann an der Universität der Künste in Berlin ab.
Ihr bisheriges Opus umfasst Solowerke, Kammermusik und Kompositionen für Chor sowie Orchesterwerke. Während ihrer gesamten Studienzeit leistete sie hervorragende Studienergebnisse und öffentliche Erfolge. Ihre Kompositionen wurden insgesamt über 80 Mal in Europa (Slowenien, Bulgarien, Österreich, Italien, Kroatien, Ungarn, Finnland, Großbritannien, Spanien, Belgien), USA und Korea aufgeführt. Unter anderem waren sie im Rahmen des Festivals “Weimarer Frühjahrstage 2007”, der “Rheinsberger Pfingstwerkstatt Neue Musik 2006“, des Festivals „Randspiele 2005, 2006” in Zepernick, der „Zagreb Musikbiennale 2007“ in Kroatien, des Festivals der European Broadcasting Union (EBU) »Let the people sing« in London (2001, 2005) , des Berliner Festivals „Young Euro Classic 2007“, des Festivals für Neue Musik “Unicum 2006“ in Slowenien und bei der “17th International Review of Composers 2008“ in Belgrad (Serbien) zu hören.
Nana Forte ist eine der wenigen jungen slowenischen Komponistinnen, die sich während ihrer gesamten Studienzeit sehr intensiv mit der Chormusik beschäftigten. In der Zusammenarbeit mit verschiedenen Dirigenten und Chören entstanden viele Auftragskompositionen, die in den wichtigsten internationalen Chorwettbewerben zu hören waren. Nana Forte ist Preisträgerin nationaler und internationaler Kompositionswettbewerbe. Zum Anlass der deutschen EU-Ratspräsidentschaft im ersten Halbjahr 2007 bekam sie als slowenische Vertreterin beim Projekt „Europäische Ensemble-Akademie“ vom Deutschen Musikrat einen Kompositionsauftrag. In diesem Zusammenhang wurde ihr Stück Pritrkavanje für Ensemble mehrmals (Dortmund, Bremen, Ljubljana, Rom, Brüssel) aufgeführt. Im Jahr 2007 erhielt sie einen Auftrag des Berliner Festivals „Young Euro Classic“. Das Werk Genesis für Klarinette, Accordeon und Orchester wurde im August 2007 vom Orchester der Musikakademie Ljubljana unter der Leitung von George Pehlivanian im Berliner Konzerthaus uraufgeführt. Im Jahr 2008 erhielt sie einen Auftrag des bekannten slowenischen Bläserquintetts Slowind. Das Stück mein Sonett mit dem Tod für Bläserquintett und Schlagzeug wurde im November 2008 auf dem „Festival Slowind“ in der Slowenischen Philharmonie uraufgeführt und war als Vertreter des Slowenischen Rundfunks im Rahmen des Festivals »International Rostrum of Composers 2009« (organisiert vom »International Music Council«) im Juni 2009 in Paris zu hören. Zur Zeit lebt und arbeitet Nana Forte zwischen Berlin und Ljubljana.
Akademski pevski zbor Tone Tomšič Chor Ljubljana / APZ Tone Tomšič vereinigt Studenten der Universität Ljubljana, denen die Liebe zum Singen und der andauernde Wunsch nach höchsten künstlerischen Leistungen gemeinsam ist. Der Chor führt die Tradition des Akademischen Chors der Universität Ljubljana fort, der im Jahr 1926 von France Marolt gegründet wurde, und anfangs nur männlich besetzt war. Nach dem Schweigen der Kultur während des Zweiten Weltkriegs begann der Chor 1946 wieder zu arbeiten, doch diesmal in gemischter Besetzung unter dem Namen APZ Tone Tomšič. Der Chor wurde immer von angesehenen Chorleitern geführt: France Marolt, Radovan Gobec, Janez Bole, Lojze Lebič, Igor Lavrič, Marko Munih, Jože Fürst, Jernej Habjanič und Stojan Kuret. Seit Beginn des Studienjahres 2002/2003 leitet ihn die Chorleiterin Urša Lah. APZ Tone Tomšič war schon seit seiner Gründung wegweisend für das slowenische Chorsingen, nicht nur, was seine vortragstechnische Seite betrifft, sondern auch in seiner Programm- orientiertheit. Das Chorrepertoire bilden Stücke aller musikhistorischen Stil- epochen, besondere Aufmerksamkeit wendet der Chor aber der zeitgenössischen Chorliteratur zu. APZ fördert mit Aufträgen und Ausschreibungen die Komposition neuer Stücke sowohl junger als auch schon durchgesetzter slowenischer Komponisten. Mit diesen Uraufführungen vergrößert er die Anerkennung der schöpferischen slowenischen Chorarbeit in der Heimat, wie auch weltweit. Die größten internationalen Erfolge des APZ Tone Tomšič sind Siege bei den Chorwettbewerben C.A. Seghizzi: 1963, 1965, 1967, 1980 und des Grand Prix (Tours: 1980, 1984 und 1999; Seghizzi: 2001; Varna: 2001, 2007) und die 1. Preise beim Grand Prix Europe 2002 (Arezzo) und 2008 (Debrecen). Seitdem der Chor von Urša Lah geleitet wird, hat er folgende Erfolge zu verzeichnen: - erster Platz bei dem Internationalen Musikfestival in Tampere/Finnland (2003) - zwei erste Preise bei dem Festival International de Musica de Cantonigros, Spanien (2004) - erster Preis auf dem 19. Chorwettbewerb der slowenischen Chöre Naša pesem in Maribor (2005) und die "Auszeichnung für die beste Aufführung des von 19. Jahrhundert bis heute geschriebenen Stückes" für die Aufführung des Stückes Libera me junger slowenischen Komponistin Nana Forte. - erster Preis auf dem Internationalen Chorwettbewerb C. A. Seghizzi in italienischem Görz / Gorizia (Italien), 2005 - Finale des Chorwettbewerbs der Europäischen Rundfunknetz EBU "Let the Peoples Sing 2005" in Köln - erster Preis und der Grand Prix beim Internationalen Chorwettbewerb in Varna (2007) - erster Preis in der Kategorie Musica policorale, Grand Prix Basilica di Aquileia und zwei zweite Preise in den Kategorien Polifonia/programma storico and Polifonia/programma monografico beim Internationalen Chorwettbewerb C.A. Seghizzi in Görz/Gorizia (Italien), 2007- Grand Prix of Europe 2008 in Debrecen (Ungarn) Für seine Leistungen und Verdienste als „musikalische Botschafter“ Sloweniens wurde APZ Tone Tomšič die höchste staatliche Auszeichnung, das „goldene Ehrenzeichen der Freiheit“ der Republik Slowenien verliehen. www.apz-tt.si/page.php?65
Dieses Porträtkonzert wurde durch folgende Sponsoren ermöglicht.
14 Uhr - 19 Uhr Fahrradverleih und Auto-Mitfahrgelegenheit an der Kirche
music on tour - soundtour IV
13:29 Uhr Introitus von der S-Bahn bis zur Kirche mit der Gruppe Rummtskbaa
14:00 Uhr flucht… Gemeindehaus Zepernick
Andreas Staffel »Her fork strikes Asor in the dawn at the river« für Bassklarinette, Altsaxophon, Akkordeon, Klavier und Kontrabass (2005/2009) UA
Aus einer einfachen rhythmischen Reihe, bilden sich im Verlauf der Komposition immer komplexere Gestalten heraus. Besondere Klangfarben wie die Bogenschläge auf dem Kontrabaß, Schläge auf den Korpus der Instrumente, stechende Akzente in extremen Lagen, Glissandi des gesamten Ensembles, sowie die virtuosen Läufe des Akkordeons (Bandoneon) sind eine Hommage an den Komponisten Astor Piazolla und sein Ensemble. Die gebieterische Geste des Tango Nuevo verbindet sich mit den Mitteln der zeitgenössischen Musik zu einer eigenen Sprache. Immer wiederkehrende Akzente und Verschiebungen des Akkordeons werden von den anderen Spielern aufgegriffen und spiralenförmig „bis zur Besessenheit“ (Allegro Ossesionato) weitergeführt. Das instrumentale Rollenspiel entsteht aus einem ursprünglichen Verständnis von Musik: Ein Spieler gibt das Signal, ein anderer reagiert, der nächste drängt spielend in den Vordergrund. Aus einem einfachen Grundmotiv entwickeln sich so immer neue Farbschichten. Das melodisch-harmonische Material ist geprägt von den vierteltönig herunter gestimmten Basssaiten A-D-ES-AS in Klavier und Kontrabass (einem Anagramm der brasilianischen Filmregisseurin Linda Carlsen, der dieses Stück auch gewidmet ist). Hieraus leiten sich auch die übrigen Motive und Harmonien ab, die durch Melodiefetzen aus Jaques Preverts "Les Feuillets Mortes“ ergänzt werden. Das Ende erscheint wie eine Umkehrung des Einleitungsteils: die Klänge werden vereinzelt und verebben („mit den Signalen der Schiffe“) in der Ferne.
Ausführende Matthias Badczong - Klarinette, Meriel Price - Saxophon, Christine Paté - Akkordeon Adrian Pavlov - Klavier, Mathias Bauer - Kontrabass
Kaspar Querfurth »3 Fanfaren« für 2 Trompeten (2009) UA
Laut wiktionary, dem Wörterbuch der Wikipedia, entstand der Begriff "Fanfare" aus dem arabischen Wort "farfar" ("geschwätzig"), das über das spanische Wort "fanfarrón" ("Angeber, Aufschneider") zu dem französischen Wort "farfarer" (Trompete spielen) wurde. Diese drei Stationen, ob sie nun stimmen, oder nicht, habe ich mir zum Ausgangspunkt für meine drei Miniaturen für zwei Trompeten genommen.
Ausführende Nathan Plante und Nenad Markovic
Susanne Stelzenbach »confluenza« für Flöte, Bassklarinette, Fagott und Klavier
ist der Versuch in einer musikalischen Miniatur vier unterschiedliche Stimmen, Klangfarben und Temperamente zusammenzuführen, sie in Gang zu setzen zu einer gemeinsamen Energie und Empfindsamkeit, ohne dass die Individualität dabei verloren geht.
Ausführende Martin Glück - Flöte, Matthias Badczong - Klarinette, Heidi Mockert - Fagott, Adrian Pavlov - Klavier
14.45 Uhr gefahr … Kirche Schönow
Johannes K. Hildebrandt »4 aphorismen« für Gitarre solo
Der Komponist möchte sein Werk nicht kommentieren.
Ausführende Mats Scheidegger - Gitarre
Arne Sander »ETYM II« für Klarinette und Akkordeon
Das Stück basiert auf denselben Grundlagen wie das 2007 entstandene ETYM für Bassklarinette solo; das war es, was mich interessierte: aus einem "Genotyp" zwei "phänotypisch" völlig unterschiedliche Stücke zu schaffen. Den Anstoß gab folgender Textausschnitt aus Arno Schmidts "Zettels Traum":
<Was Worte sind, wißt ihr - ?>;/(sie nickten schnell:!)/(Glückliches Völkchen; mir wars nicht ganz klar,))..>Also das bw spricht Hoch=Worte. Nun wißt ihr aber, aus FREUDs Traumdeutung, wie das ubw ein eigenes Schalks-Esperanto lallt; indem es einerseits Bildersymbolik, andrerseits Wort-Verwandtheiten ausnützt, um mehrere Bedeutungen gleichzeitig wiederzugeben. Ich möchte nun diese neuen, wortähnlichen Gebilde ETYMS heißen: der obere Teil des Unbewußten: spricht ETYMS.
Ausführende Matthias Badczong - Klarinette, Christine Paté - Akkordeon
Georg Katzer »Kette« für Viola sola
Es gibt dieses Sprachspiel: Jemand geht jemanden holen, sie kommen aber beide nicht zurück, ein dritter wird hinterhergeschickt, auch jetzt kommt man nicht, ein vierter.... Der Satz wird länger und länger. In ähnlicher Weise wächst und verlängert sich "Kette" aus zwei kleinen Zellen, wird ebenfalls immer länger bis die Kette unter ihrem eigenen Gewicht endlich reißt und Raum gibt für eine andere, freiere Entwicklung. Im Jahre 1988 nach der Uraufführung bin ich gefragt worden, ob ich diese Deutung etwa politisch meine. Ich war nicht mutig genug, es zu bejahen.
Ausführende Mariana Doughty - Viola
15.30 Uhr stillstand… Schönow bei Familie Pilz
Edu Haubensak »Schwarz-Weiss« zwei zusammenhängende Klavierstücke (1979)
Die erste Klavierkomposition von Edu Haubensak,noch in herkömmlicher Stimmung und noch ganz in Geist der minimal music.Der Pianist macht zweimal fast dieselbe Aktion,aber das Resultat könnte verschiedener nicht sein.
Ausführende Tomas Bächli
Rainer Rubbert »Extraits – II. Elegie« für Horn solo (2008)
Der Komponist möchte sein Werk nicht kommentieren.
Ausführende Noam Yogev - Horn
Gerald Bennett »Ringing Surprise« für Klavier
Der Komponist möchte sein Werk nicht kommentieren.
Ausführende Tomas Bächli - Klavier
16:15 Uhr aufbruch… Zepernick bei Bürgermeisterin Britta Stark
Hermann Keller »Ein Hauch von Blues - 2 Soli für Fagott«
Der Komponist möchte sein Werk nicht kommentieren. Die Stücke erscheinen in einem Heft für Fagottisten von Dieter Hähnchen
Ausführende Heidi Mockert - Fagott
Helmut Zapf »November« für Violine und Viola (2009) DE
... wo sind wir denn jetzt sag wer ersäufte was wir sangen das holz ist sauer ausgelaugt und klanglos ... ein toter lärm ... auf haltbaren brücken o welch november zwischen den rosen des sommers ...
(aus "stimme stimme" von w.hilbig - auszug mit freundlicher genehmigung des autors)
Ausführende Egidius Streiff - Violine, Mariana Doughty - Viola
17.00 Uhr und nun… Kirche Zepernick
Germán Toro-Pérez »Rulfo - voces III: Vacío el cielo azul« für Viola sola
Ist Teil eines Zyklus von fünf Stücken für Streichtrio und Elektronik. Die ideelle Grundlage ist das Werk des mexikanischen Schriftstellers Juan Rulfo (1917-1986). Sein Gesamtwerk (ein Roman und 17 Erzählungen) skizziert eine durch Hoffnungslosigkeit und Einsamkeit geprägte Welt mit der mexikanischen Revolution als historischem Hintergrund. Seine Sprache, rau und ungeschminkt, ist Sprache des Mythischen, des Ureigenen, Sprache der Erinnerung. Mehr als Personen zu interpretieren oder Handlungen nachzuerzählen geht es bei dieser Arbeit darum, die Logik der Sprache von Rulfo als Ausgangspunkt für musikalische Formen zu nehmen. Der Klang der reifen Stimme Rulfos (sie wurde in Aufnahmen von Lesungen aus eigenen Werken festgehalten) mit seiner typisch mexikanischen Sprachmelodie bildete einen ständigen Referenzpunkt, das laute Vorlesen der Texte wurde zum wiederkehrenden Ritual. Aus musikalischer Sicht könnte diese Arbeit als Studie über Möglichkeiten der melodischen Gestaltung bezeichnet werden. Bei „Rulfo/voces“ geht es um die Idee des Monologs und des Fragmentes. Monodie und Heterophonie bilden daher die Grundlage, andere Fakturen wie Polyphonie und Homophonie sind deshalb irrelevant. Die Syntax ist durch Fragmentierung geprägt. Die Pause gewinnt somit an Bedeutung, als Stille, als Moment der Reflexion. Größere formale Zusammenhänge werden durch räumliche Relationen und Prozesse, die speziell im Roman „Pedro Páramo“ motivisch wirken, gesteuert, insbesondere das Herabsteigen und das Verhältnis oben/unten, das im Roman im Sinne von Gegenwart und Erinnerung, Vernunft und Wahnsinn, Tugend und Sünde oder Leben und Tod erscheint. Herabsteigen/Hinaufsteigen heißt dann eine Schwelle zu überschreiten aber auch einem Endpunkt entgegen zu laufen. Dieser Punkt, gleichsam Stand- und Fluchtpunkt ist bei Rulfo stets der Tod.
Ausführende Mariana Doughty - Viola
Martin Daske » Zu: Backbord ein Kolibri« für Klarinette, Kontrabass und Zuspiel (1996)
13. Etappe. Gestern, am vorletzten Tag dieser Reise, vier Jahre nach der Wende, kreuzten wir einen Frachter mit DDR-Flagge. Heute, am 3. Oktober, regnet es noch nicht. Es ist kühl. Wir liegen vor der letzten Schleuse. Kurz vor der letzten Schleuse setzte der Regen wieder ein. Der böige Wind trieb uns ab. Wir verloren den ersten Matrosen. Einen Rettungsring auch. Noch eineinhalb Kilometer. Die ganze Mannschaft ist an Deck. Voll freudiger Erwartung werden schon die Taue bereitgehalten. Der Tag bricht an. Paris. Kurz vor Tagesanbruch. Gegenüber der schweigenden Fabrik. Alle fröstelten. Um fünf Uhr hatte es noch geregnet. Einundzwanzigster September. Wir ließen langsam zerfallende und sehr sehr graue Fabrikgebäude an Backbord zurück und der heftig einsetzende Regen peitschte von vorne. Westwind. Backbord sollte nicht lange im Süden bleiben und am rechten Flußufer standen immer noch Fabriken. Stromaufwärts, selbst auf Kanälen. An Steuerbord dann Wald. Wo der Motor dröhnt, ist hinten. Immer. Es gab keinen Rückspiegel. Und vorne? Vorne ist gerade Norden, da gibt es Brücken. Brücken und Schleusen. Und Tunnel. Und Schleusen. Und irgendwo dahinten wollen wir hin.
Ausführende Matthias Badczong - Klarinette, Matthias Bauer - Kontrabass
Thomas Gerwin »Spuren« für Orgel und live-elektroakustisches Zuspiel
Dieses Stück ist graphisch notiert. Die Spielerin fährt auf der Partitur wie auf einer Landkarte hin und her, flaniert, folgt verschiedenen Spuren. Die Notate weisen eine große Bandbreite auf: von genau mit Dauern und Tonhöhen fixierten über graphische Darstellungen tonal klingender bzw. geräuschhafter Prozesse bis hin zu verbalen Anweisungen oder reinen Symbolen zur Erzeugung einer bestimmten Stimmung. Diese disparaten Ereignisse werden zusammengebunden durch eine sehr sanfte durchgehende Schicht, die fragmentierte und granularsynthetisierte Orgel-Aufnahmen eines älteren Projektes in der Frauenkirche in Esslingen nutzt und verfremdet. Diese Schicht geht teilweise vollständig gegen die ad hoc gespielten Klangkonglomerate, verschmilzt an anderen Stellen aber auch gänzlich damit. Ein Spiel mit Nähe und Distanz, Konkretion und Abstraktion.
Ausführende Josefine Horn - Orgel, Thomas Gerwin - Elektronik
Orm Finnendahl »Fälschung« für Streichquartett
Verfolgte Orm Finnendahl mit seinem neuen Streichquartett tatsächlich Täuschungsabsichten, er hätte es nicht "Fälschung" nennen dürfen. So aber ist evident, dass hier nicht gefälscht, sondern das Fälschen vorgeführt wird. Die Authentizität von Volksmusik, die bereits in der Volksliedbewegung zu Brahms Zeiten durch kunstvolle Fälschungen sich als nur vermeintliche entblößte, erfährt hier eine spielerische Brechung. Finnendahl führt sie als Fiktion des Betrachters vor, der unweigerlich die fremde Kulturleistung vor den Hintergrund des jeweils eigenen Erfahrungshorizontes rezipiert. Hatte der Komponist bislang in rekursiven Strukturen zumeist eigenes musikalisches Material mathematischen Aneignungsprozessen unterworfen, so weitet sich hier sein Blick auf exterritoriales Gebiet. Die Musik osteuropäischer Blechbläserkapellen, in der sich Einflüsse türkischer Militärmusik ebenso wie der traditionellen Musik der Sinti und Roma wiederfinden, diente ihm als Stoff für eine hybride Komposition, die die Symbol-Besetzung europäischer Kunstmusik, das Streichquartett, mit Live-Elektronik und Zuspielungen von Ghetto-Blastern verbindet. Dass dieser ausagierte Clash of Civilizations schließlich in der provokanten Erfahrung mündet, dass sich eine extrem beschleunigte Chopin Nocturne (op.48, Nr.1, c-moll) dem Klangbild einer Galopp-Polka annähert, zeugt von dem distanzierten Verhältnis Finnendahls zur kulturellen Amalgamation. Nicht von Annäherung ist hier die Rede - der Komponist spricht ausdrücklich von "Bemächtigung" und von der "Barbarei" ignoranten Missverstehens in der Geschichte des abendländischen Musikdenkens. "Fälschung" bedient sich nun dieser Verfahren und führt sie bereitwillig vor. Wörtliche Zitate aus einem Stück des bulgarischen Volkssängers Georgi Germanov erklingen zunächst im Wechsel als Transkription für Streichquartett und als elektronische Zuspielung, bis sie der Komponist in live-elektronischer Gestaltung immer weiter verdichtet. Was zunächst als krude Minimal-Music erscheinen mochte, gerät bald zur Transformation von musikalischem Satz zu pulsierendem Klang. Mit einem harten Schnitt bricht diese Bewegung ab und zurück bleibt das rhythmische Skelett der Vorlage von Georgi Germanov mit ihren 7-, 9- oder 17-hebigen Takten. Das Streichquartett etabliert in Hoquetus-Technik einen perkussiven Summenrhythmus verschiedener Spieltechniken. Dieser ist Grundlage für eine improvisatorische Phase, an deren Ende die vier Instrumentalisten zu ihren Ghetto-Blastern greifen und elektronisch veränderte Lieder der rumänischen Volkssängerin Sofia abspielen. Dieses Material wird klanglich zunehmend aufgelöst und von immer längeren Pausen durchsetzt, bleibt aber noch während des vierten Teils präsent, in dem das Quartett mit feinen, hohen und verrauschten Klängen dem Geschehenen nachzulauschen scheint. So führt die beschleunigte Aufnahme des Chopin-Nocturnes als Coda wieder zum bewegteren Beginn zurück - was Fälschung, Wahrheit oder Authentisches ist bleibt dem Kontext seines Erscheinens anheim gestellt. Volker Straebel im Programmheft zur MaerzMusik 2003
Ausführende Sonar-Streichquartett Susanne Zapf - Violine, Kirsten Harms - Violine Nikolaus Schlierf - Viola, Cosima Gerhard - Violoncello
Zwischen den Stationen ist Matthias Bauer (Kontrabass, Stimme) mit seiner Performance "hört ihr Leute lasst euch sagen…" zu hören und zu sehen.
19 Uhr heute…
Gemeindehaus
Sebastian Stier »Innehalten« Miniatur für Klarinette, Viola und Klavier (1996/2008)
Der Komponist möchte sein Werk nicht kommentieren.
Ausführende Karen Lorenz - Viola; Christian Vogel - Klarinette; Ernst Surberg - Klavier
Sergej Newski »Figuren im Gras« für Flöte, Oboe, Klarinette, Saxophon, Viola, Violoncello und Klavier
Zwei Themen waren entscheidend für die Materialauswahl bei dieser Arbeit: Instrumentalklang als eine Projektion der Bewegung des Spielers und die Entstehung der Form aus der Überlagerung von elementaren musikalischen Ereignisse. Das Körperliche wird durch eine extreme Differenzierung der Spielarten zur Ausdruck gebracht, das Abstrakte - durch eine bewusste Reduktion des Materials (chromatische Tonleiter, harmonische Spektren oder Tonwiederholungen) die uns ihrerseits ermöglicht, die parallel laufenden musikalischen Entwicklungen gleichzeitig zu verfolgen. Langsame Klangfarbenveränderungen und Glissandi bestimmen den Charakter des Anfangs- und des Schlussteils. Ein Ton kommt aus Nichts, wächst, bricht ab und verschwindet - wie bei manchen Arbeiten von Francis Bacon (dem ich auch den Titel entliehen habe) sich die Konturen der Objekte im Hintergrund des Bildes auflösen.
Ausführende Ensemble Mosaik
Isabel Mundry »Sandschleifen« für Violine, Viola, Violoncello, Schlagzeug und Klavier
Die Musik findet ihren Ausgang in einem Text, der sich wiederum auf ein Bild bezieht. Sigrid Klemms Malerei ließe sich lapidar auf Haus, Bäume, Teich, Horizont und Landschaft reduzieren, bringt aber in ihrer Darstellung auf der Schwelle von Abstraktion und Konkretisierung die Gegenstände ins Schwimmen und lässt eine Vielfalt von Deutungsmöglichkeiten zu. Hieran entzündete sich ein Text des Schriftstellers Carsten Feldmann, der zwischen Beschreibung, Wahrnehmung, Metaphorik und literarischer Entfaltung seine eigene Form entwickelt, aus der wiederum mein musikalischer Gedanke entsprungen ist. Gerne würde ich hier eine weniger verschachtelte Entstehungsgeschichte erzählen, aber mein kompositorisches Denken lässt sich als ein Ort beschreiben, an dem sich verschiedene Wahrnehmungen und Eindrücke kreuzen und in ihrer Schnittmenge eine Konstellation ergeben, die unvermittelt zu einer musikalischen Idee werden kann. Bei „Sandschleifen“ hat die Vielfalt von Beschreibungen, die ein Text aus einem einzelnen Bild bezieht, die Idee der Musik entstehen lassen. Ähnlich wie sich das Bild auf die oben genannten Motive reduzieren ließe, geht auch mein Stück von einfachen Gestalten aus, die im Verlauf der Musik wiederkehren, aber sich in verschiedene Richtungen wenden und polyphone Geflechte ergeben. So entwickelt sich ein Spiel der Verwandlung, das schließlich auch die Form des Ganzen einbezieht. Ließen sich zu Beginn noch drei separate Teile ausmachen, löst sich das Denken in Sätzen zunehmend auf, um schließlich aus einem mehrsätzigen Stück doch ein einsätziges zu machen. „Sandschleifen“ nennt der Autor irgendwann den Teich. Zunehmend löst sich auch die Musik vom Text, so wie sich dieser einst vom Bild gelöst hat.
Ausführende Ensemble Mosaik
Helmut Zapf »Sand« für Flöte, Klarinette, Saxophon, Violine, Viola, Violoncello und Klavier
In diesem Stück bewegen sich Klangschichten in einem siebenfachen Prozess, abwechselnd zum einen von oben nach unten und zum anderen von unten nach oben, von Es nach A. Nach dem Treffpunkt A beginnt die Komposition einen sehr individuellen solistischen Verlauf in den einzelnen Instrumenten, sie verlässt die Strenge der Materie und trifft sich am Ende wieder in einer Gemeinsamkeit um Es und A. Sand, in der Natur ein Zufallsprodukt des Zerfalls, hat besondere Eigenschaften. Ganz abgesehen von seiner unterschiedlichen Gesteinsherkunft und der individuellen Vielfalt und Schönheit eines jeglichen Sandkorns in Form und Farbe, hat Sand noch weitere Auffälligkeiten. Gerne wird er auch als vierter Aggregatzustand bezeichnet. Er verhält sich wie eine Mischform aus den drei anderen Zuständen. Sand kann hart und grob sein, aber auch weich und staubig, ebenso trocken oder nass, wie auch fließend oder klebrig. Sand ist stumm und klanglos, aber in Bewegung versetzt, beginnt er zu klingen (singende Dünen). Für dieses Stück jedoch ging es um eine Eigenschaft, die wir auch in der Eieruhr finden: unabhängig von seiner Masse und seinem Volumen ganz gleichmäßig zu fließen. Dies beruht auf der besonderen Art der Kraftübertragung zwischen den einzelnen Körnern, die über ihre Berührungspunkte erfolgt. Schon in kleinsten Anhäufungen von Sand bilden diese Kontakte ein Netzwerk, in dem bogenförmige Brücken entstehen, den gotischen Gewölben ähnlich, welche den Druck auf die Seitenwände der Sanduhr leiten. Die untenliegenden Sandschichten werden dadurch vom Gewicht des darüber befindlichen Sandes entlastet, so dass der durchschnittliche Druck oberhalb der Verengung in der Sanduhr auch bei sich verändernden Sandhöhen immer konstant bleibt und ein gleichmäßiger Fluss gewährleistet ist. Man kann beobachten, dass der Formaufbau einer Düne durch Abtragungen und durch erneute Ablagerungen (Wanderdüne) durchschnittlich in einem siebenmaligen, kaum wahrnehmbaren Wiederholungsprozess stattfindet; erst dann beginnen die Sandkörner ein in neuer Form erkennbares Netzwerk zu organisieren. Ähnlich stabiles Verhalten weisen die Sandkörner in einer Sanduhr auf. Das kleine, in der Masse unauffällige Sandkorn entfaltet bei gleicher Kräfteverteilung eine unübersehbare Wirkung.
Ausführende Ensemble Mosaik Bettina Junge - Flöte, Simon Strasser - Oboe, Christian Vogel - Klarinette, Martin Losert - Saxophon, Roland Neffe - Schlagzeug, Ernst Surberg - Klavier, Chatschatur Kanajan - Violine, Karen Lorenz - Viola, Dirk Beiße - Violoncello, Enno Poppe - Leitung,
anschließend Abschluss der Soundtour im Hof der Elektroanlagen Zepernick
Dieter Schnebel »HD« für 9 Harley Davidson, Trompete, Keyboard und Elektronik
Das Stück entstand 2001 auf Initiative des Berliner Musikorganisators Christoph Metzger. Er erzählte, er würde eine Gruppe junger Harley-Davidson-Biker kennen, und fragte, ob ich nicht Lust hätte, für sie was zu komponieren – ich sei ja schließlich für Experimente bekannt. So sagte ich zu, denn ich mochte den sonoren Sound dieser Maschinen; und ich liebte den Film „Easy Rider“. Als ich zu komponieren anfing, dachte ich, es müsse noch ein richtiges Musikinstrument dabei sein, und fand eine Trompete passend: das Instrument für Wild-West- Szenen. Motorräder sind hier Musikinstrumente. Sie sind wie ein kleines Orchester in einem Halbkreis aufgestellt und werden dirigiert. Mal sind sie leise, mal laut, mal tief, mal hoch und manchmal hupen sie. Die Trompete spielt immer wieder die Töne H und D (!). Am Ende fahren die Maschinen los, ziehen Kreise, und die Trompete spielt das New-York-Lied von Frank Sinatra. Eine teils melancholische, teils sentimentale, manchmal sogar religiöse Musik für unsere eigenen Wege.
Ausführende Germany Motorradclub HDBC Berlin, Trompete: Nathan Plante, Keyboard: Ya-ou XIE, Klangregie: André Bartetzki, Leitung: Till Schwabenbauer
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Während der gesamten Randspieltage
gibt es eine Klanginstallation von André Bartetzki im Kirchgarten
»neophyta« autoaktive Klanginstallation Neophyten (griechisch: neon - neu; phyton - Pflanze) sind Pflanzen, die bewusst oder unbewusst, direkt oder indirekt vom Menschen in Gebiete eingeführt wurden, in denen sie natürlicherweise nicht vorkamen. Der übergeordnete Begriff in der Invasionsbiologie lautet Neobiota.
und
eine von Taymur Streng in der neuen Kita " drey us dr Schwiiz"
siehe Eröffnung der Kita am Samstag um 1600 Uhr
sowie eine
Ausstellung von Maria Lucchese »incontro« im Gemeindehaus
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Die Künstlerinnen und Künstler der Ausstellungen und Installationen
Andre Bartetzki studierte Tonmeister in Berlin, gründete und leitete das Studio für elektroakustische Musik der Berliner Musikhochschule bis 2002. Von 1999 bis 2004 Lehre im Studio der Musikhochschule und an der Bauhaus-Uni Weimar. Freiberuflich tätig als Programmierer und Klangregisseur im Bereich Neuer Musik, Klang- und Medienkunst. Seit 1997 eigene kompositorische und medienkünstlerischere Arbeiten. Kompositionsstipendien am ZKM Karlsruhe und im Künstlerhaus Ahrenshoop. www.bartetzki.de
Taymur Streng, geboren 1962, ab 1981 erste Versuche und Experimente mit elektro-akustustischer Musik (u.a. Selbstbau von Geräten etc.). 1988 Mitbegründer der Dark Wave Band „Neun Tage“. 1988, 1989 Teilnahme am Ferienkurs für Zeitgenössische Musik in Gera, Thüringen, Klasse: El-Akust. Musik geleitet von Lothar Voigtländer; 1991 erste Probeaufnahmen mit S. Schöning (DIN-A-Testbild) und R. Glofke (9 Tage). 1995 Mitbegründer des „Ensemble Kunstkopf“ (D. Specht, P. Laschet, M. Machlitt, T. Streng) ab 1995 Tonsatz und Gehörbildung bei Helmut Zapf; seit 1996 Teilnahme an der NoiseFactory des Hörbar e.V. Hamburg, ab 2002 Klanginstallationen, u.a. bei den Randspielen in Zepernick www.myspace.com/tstreng
Maria Lucchese lebt und arbeitet seit 1988 in Berlin. Die Primitive Kunst, die Orientalische Orna-mentik, die Abstraktion und das Unbewusste sind die Quellen ihrer Inspiration. Darüber hinaus führte sie die Leidenschaft für die Musik und das Theater zur Performativen Kunst: ein Interesse, das sich aus langer Forschung entwickelte und in dem sich die Kunst – vor allem die an Symbolismus und Riten reiche archaiche Kunst – mit dem Tanz, der Stimme und mit den Klängen verbindet. Sie hat an zahlreichen Ausstellungen und internationalen Kunst- und Kulturprojekten teilgenommen. Atelier in Berlin und in Urbino, Italien www.marialucchese.de
Erzählerin
Sabine Steglich Aprilkind des Jahrganges 1965, Die familiäre Berufsempfehlung: "Werde doch Schauspielerin". Weil es dies als ordentlich zu erlernenden Beruf tatsächlich gab, folgte die Studien-zeit an der "Hochschule für Schauspielkunst Ernst Busch" in Berlin-Schöneweide, abgeschlossen mit einem Diplom der Fachrichtung Schauspiel. Die Folgen: Erstengagement am nun ehemaligen "Kleist-Theater" in Frankfurt/Oder Gastengagements regional, überregional an offiziellen Bühnen und "Off-Theater"-Erfahrungen Eigenproduktionen (Solo, Duo...) als "ERZÄHLTHEATER BERLIN SABINE STEGLICH" Arbeiten bei Funk und Film (u.a. jugendliche Hauptrolle im DEFA-Spielfilm "Ab heute erwachsen") Ich bin vom Studium her also Schauspielerin, habe nach einigen Jahren Ensemble -und anschließenen Gastspielarbeiten an verschiedenen Theatern mich mit dem Erzähltheater befasst, eigene Solo- und Duoproduktionen erarbeitet, darunter Ur- / Erstauführungen des zeigenössischen Autors Albert Wendt und Klassiker der Vergangenheit (W. Hauff z. B.). Seit mindestens 10 Jahren nähere ich mich täglich dem reinen Erzählen - einer strengen und schönen sowie sehr alte mündlich übertragenen Kunstform - von verschiedensten literarischen oder über-lieferten mündlichen Stoffen wie z. B. Märchen. Ich lebe und arbeite in Berlin und bin hier sogar geboren. www.sabine-steglich.de
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